Gemeinsam gedachten Gerolzhofens Erster Bürgermeister Thorsten Wozniak und stellvertretender Landrat Thomas Vizl am Abend des 9. November der ehemaligen jüdischen Bevölkerung von Gerolzhofen. Am 9. November 1938 wurde in ganz Deutschland von den Nationalsozialisten die Synagogen zerstört, Geschäfte der jüdischen Bevölkerung geplündert und viele Menschen geschlagen und gedemütigt. Die sog. Reichspogromnacht war der Auftakt zur Demütigung, Deportation in die Konzentrationslager, Ausbeutung und letztendlich Ermordung von Millionen Juden in Europa in Konzentrationslagern.
Die Übergriffe auf jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie auf jüdisches Eigentum, die gewollte öffentliche Demütigung der jüdischen Mitbürger fand in Gerolzhofen am 10. November statt. SA, SS und NSDAP durchsuchen die Synagoge in der Steingrabenstraße und werfen alles durcheinander. Die Frau des jüdischen Lehrers, Reiter, musste sich mit umgehängten Gebetsmantel, Talar und Thoramantel am Eingang der Synagoge auf aufstellen und wird misshandelt. Anschließend wurde die gesamte Einrichtung der Synagoge auf den Sportplatz an der Dingolshäuser Straße (jetzt: Geomaris) gebracht und dort verbrannt.
In Gerolzhofen lebten im Jahr 1933 125 Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens. Im Jahr 1938 ist die jüdische Bevölkerung auf 57 Einwohner zurückgegangen.
Auch die Wohnungen der jüdischen Bevölkerung in Gerolzhofen wurden durchsucht, 24 Menschen aus Gerolzhofen werden festgenommen. Die Gerolzhöfer Synagoge wurde nach der Zerstörung als Dienstraum für die SS genutzt. Letztendlich mussten die geschädigten Juden alle Kosten der Zerstörungen selbst bezahlen.
Am 22. April 1942 werden 20 Gerolzhöfer Juden nach Würzburg transportiert. Sie dürfen nur wenig Gepäck und Verpflegung mitnehmen. Am 25. April wurden sie, im Rahmen des 3. Unterfränkischen Transports, mit einem Zug in das Konzentrationslager Krasnystaw bei Lublin gebracht. An diese Transporte erinnert der Koffer, aufgestellt in der Marktstraße in Gerolzhofen. Ab 18. September 1942 war Gerolzhofen im Nazi-Jargon „judenfrei“.
Für Wozniak und Vizl ist es wichtig, dass dieses Unrecht und Verbrechen an einem Teil der Bürgerinnen und Bürger nicht vergessen wird. „Solange wir diese Verbrechen nicht vergessen, besteht die Chance, dass sich solches Unrecht nicht wiederholt“, sagte Thomas Vizl.
In den vergangenen Jahren wurden mit Gedenkfeiern und Veranstaltungen vor allem durch das Kulturforum Gerolzhofen e.V. an diesen Jahrestag erinnert; aufgrund der Pandemie musste das heuer ausfallen. Bürgermeister Thorsten Wozniak bedankte sich vor allem bei Frau Evamaria Bräuer, die bereits seit Jahrzehnten die Fakten über die Ereignisse in Gerolzhofen sammelt und auch zahlreiche Kontakte zu Opfern und deren Nachkommen und Verwandten in aller Welt hält.