Zwölf Traditionen wurden am vergangenen Dienstagabend neu in das bayerische Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Bei dem Festakt im Neuen Schloss Schließheim zeichnete die Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, Prof. Dr. Marion Kiechle, auch die bäuerlichen Gemeinschaftswälder des Steigerwalds aus, darunter der Gemeinsame Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen.
Die bäuerlichen Gemeinschaftswälder gehören zu den Wesensmerkmalen unserer gewachsenen Kulturlandschaft. Sie sind nach wie vor eng mit der Lebenswelt der alteingesessenen Bevölkerung verwoben. Ihre Entstehung kann im Steigerwald bereits für das Hoch- und Spätmittelalter angenommen werden. Holzbedarf und Güterknappheit waren der Antrieb, gemeinschaftlich und nachhaltig zu wirtschaften.
Zu den bäuerlichen Gemeinschaftswäldern gehören neben dem Gemeinsamen Bürgerwald auch die Waldgenossenschaft Kammerforst und die Rechtlerwälder der Gemeinde Rauhenebrach.
Die Regeln für die Bewirtschaftung der Gemeinschaftswälder wurden lange Zeit mündlich überliefert und mündeten schließlich in lokale Waldordnungen. Jahrhunderte alte Traditionen wurden übernommenen, zum Teil weiterentwickelt und sind bis heute eng mit den Menschen und der Bewirtschaftung des Waldes verbunden.
Der heute in Kommunalbesitz stehende „Nutz“, der rund 800 Hektar große Gemeinsame Bürgerwald von Gerolzhofen und Dingolshausen, ist ein herausragendes Beispiel für altrechtliche bäuerliche Waldgesellschaften. Die Nutzung des Waldes ist bis in das 15. Jahrhundert nachweisbar: 1473 erfolgte die erste schriftliche Erwähnung.
„Die Aufnahme in das Landesverzeichnis des immateriellen Kulturerbes ist ein starkes Zeichen für diejenigen, die sich um unseren Wald gekümmert haben und kümmern, die ihn seit Jahrhunderten bewirtschaften, die mit und im Wald leben. Diese Auszeichnung stärkt das Bewusstsein der Region für die bäuerlichen Gemeinschaftswälder als gelebte Kulturform“, sagte Gerolzhofens Bürgermeister Thorsten Wozniak, Vorsitzender des „Zweckverbandes Waldpflege – Gemeinsamer Bürgerwald Gerolzhofen-Dingolshausen“.