Die Botschaft des Volkstrauertages ist zwar alljährlich immer die gleiche – sie ist aber jedes Jahr aufs Neue aktuell. Es ist eine starke Botschaft, denn: Nahezu täglich erreichen uns Berichte von Krieg, Terror, Vertreibung und Flucht. In vielen Ländern der Erde müssen Menschen sterben, den Tod fürchten oder die Heimat verlassen. Weltweit sind 65 Millionen Menschen auf der Flucht.
Am vergangenen Samstag gedachten auch wieder zahlreiche Gerolzhöfer Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Organisationen und Einrichtungen, darunter etliche Fahnenabordnungen, all der Menschen, die durch Krieg und Terror, Gewalt und Diktatur ihr Leben verloren haben, sowie derer, die wegen ihrer Überzeugung, Religion oder Rasse gefoltert oder ermordet wurden.
„Frieden ist nicht selbstverständlich“, sagte Bürgermeister Thorsten Wozniak am Mahnmal in der Breslauer Straße. Gemeinsam mit 3. Bürgermeister Markus Reuß legte er im Namen der Stadt Gerolzhofen einen Kranz zum Gedenken nieder.
„Lassen Sie uns gemeinsam einstehen gegen Extremismus und Radikalisierung und für Völkerverständigung und Demokratie“, forderte Bürgermeister Wozniak auf.
Auch Bürgerinnen und Bürger aus Gerolzhofen haben in Kriegszeiten ihr Leben lassen müssen. Viele Menschen trauern noch heute, über 71 Jahre nach dem Ende des 2. Weltkriegs, um gefallene Angehörige. „Meine Generation kennt die Grauen des Krieges nur aus Erzählungen oder aus Medienberichten. Deshalb ist der Volkstrauertag ein wichtiger Tag der mahnenden Erinnerung: Jeder von uns kann zu einer Zukunft in Frieden und Freiheit beitragen. Wir alle können einstehen für Toleranz und Verständigung“, betonte Wozniak.
Bürgermeister Wozniak ging u.a. auf die Terroranschläge in Paris, Ansbach und Würzburg ein: Der Ruf nach mehr Sicherheit sei verständlich. Der Ruf nach Abgrenzung, nach Abkehr von besonnenem Handeln, nach Zäunen und Mauern – der sei nicht verständlich.
Gerade im Internet, aber auch an den Stammtischen und in den Familien würden zwar verständliche Sorgen geäußert, sagte Wozniak, aber oft auch viele Lügen verbreitet. Viele der Menschen, die mit extremen Meinungen auch auf junge Menschen eine hohe Anziehungskraft ausüben, würden das gemeinsame Europa dafür verantwortlich machen.
Aber gerade die Verbrüderung der Nationen hat in Europa einen verlässlichen Frieden ermöglicht, der zuvor nie möglich schien. „Mit dem europäischen Miteinander und dem Zusammenhalt der Menschen sind wir Vorbild für eine friedliche Welt. Und deshalb dürfen wir weder Meinung, noch Deutungshoheit und schon gar nicht die Politik radikalen Europagegnern, Extremisten und Nationalisten überlassen“, betonte Wozniak. „Unsere Aufgabe als Demokraten ist, sich extremistischen Tendenzen mutig entgegenzustellen“.
Den Volkstrauertag umrahmten u.a. die Freiwillige Feuerwehr, die Stadtkapelle sowie Schülerinnen und Schüler der Grund- und Realschule mit ihren Lehrkräften. Für geistliche Worte sorgten der katholische Pfarrer Stefan Mai und der evangelische Pfarrer Reiner Apel.
Fotos: Tom Söllner, Mediagraphixx